Pünktlich um 7.02 Uhr machten wir – die Erasmusplus- Truppe der KVS- Schule – uns auf den Weg zu unserem Austauschpartnern nach Italien. Die Regionalbahn brachte uns zuverlässig zum Ulmer Bahnhof, das blieb dann im weiteren Verlauf auch der einzige zuverlässige und pünktliche Zug der Reise. Schon der ICE 991 strafte seinen Namen Lügen und kam nicht expressartig in Ulm an, sondern rollte eher bummelbahnig mit 36 Minuten Verspätung ein. Uns war sofort klar, dass die Reise spannend werden würde, da diese erste Verspätung unseren ganzen Reiseplan über den Haufen warf – dahin waren alle sorgsamen Planungen und umsichtigen Reservierungen – jetzt hieß es, wir nehmen jeden Zug, der irgendwie nach Süden fährt.

90 Minuten später als geplant, verließen wir München Richtung Verona ohne Reservierung, aber sitzend, manche sogar liegend – #nachtdurchgemacht.

In Verona besichtigten wir anstelle des berühmten Amphitheaters Gleis 7 und Gleis 10 im Wechsel. Eigentlich sollte unser Zug auf Gleis 10 nach Bologna fahren, dachten wir zumindest. Doch aufgrund mangelhafter Italienischkenntnisse übersahen wir den Hinweis, dass der Zug am Sonntag auf Gleis 10 ankam. Dies erfuhren wir eher zufällig und knapp vor der Abfahrt, sodass wir mit unseren Koffern Richtung Gleis 7 sprinteten. Nach einer gewissen Wartezeit stellte sich aber heraus, dass der Zug trotz des Sonntages doch auf Gleis 10 losfahren sollte, also alles Retoure – und das bei heißen italienischen, herbstuntypischen 30 Grad und deutscher, herbsttypischer Kleidung.

Im Zug eingestiegen erkannten wir umgehend – das könnte eng werden und zwar im wörtlichen Sinne. Alle Sitze waren belegt und außer uns schien jeder eine Reservierung zu haben, komisch.

Im Zwischenabteil stehend versuchte das anwesende Lehrpersonal den inzwischen leicht moserigen Schülern die Vorteile des Bahnfahrens näher zu bringen. Besagtes Lehrpersonal wurde dann selbst von einem italienischen Schaffner in die Feinheiten des italienischen Bahnfahrens eingewiesen: In Italien ist es nämlich verboten ohne Reservierung einen Schnellzug zu besteigen, stattdessen habe man sich bei der Assistenzia zu melden, wenn man seinen Anschlusszug verpasst hat, und dort müsse man abklären, ob man einfach den nächsten nehmen könne. Erschwerend hinzukam, dass die dicken deutschen Koffer und deren auf dem Gang herumlungernden Besitzer ein Sicherheitsrisiko für die zarten Italiener auf ihren reservierten Plätzen darstellten. Wir zeigten uns einsichtig und gelobten Besserung.

In verspäteten Zug nach Ancona nehmen konnten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass wir den letzten Zug nach Fabriano nicht erreichen würden, weshalb wir nach Rücksprache mit dem Erasmus- Management – aka Mrs. Meier- Knaupp – eine Übernachtung direkt am Hauptbahnhof von Ancona organisierten. Zwar war die Lage der Albergo Gino optimal (1 Minute vom Hauptbahnhof entfernt), der Komfort dafür eher rustikal zu nennen. Nach einem italienischen Frühstück – bestehend aus Kaffee und Croissant- brachen wir dann mehr oder weniger gerädert nach Fabriano auf. Dort wurden wir herzlich von unseren italienischen Erasmus- Partnern empfangen, die uns zu unserem Hotel2000 brachten.

In Bologna hielten wir Wort und machten uns im labyrinthartigen Hauptbahnhof auf die Suche nach der Assistenzia. Es stellte sich heraus, dass im nächsten Schnellzug tatsächlich genügend Platz für unser Erasmus- Trüppchen war, sodass wir dann den ebenfalls 45 Minute

Fazit der Anreise:

  • Verspätungen bei der Deutschen Bahn sind keine Ausnahme, sondern die Regel, weshalb man großzügige Puffer einplanen sollte. Besser 160 Minuten als 16 Minuten.
  • Italiener achten stärker auf Sicherheit, als man denkt.
  • Auch Kofferschleppen ist Sport.